Ich. Meine Ehe. Alles.
Trotz der uns auferlegten Pause das pure Drama im Kopf. Die Angst frisst mich auf. Diese ganz bestimmte Angst, dass sich mein Wunsch niemals erfüllt. Diese ganz bestimmte Angst die sich von hinten anschleicht und dann mit aller Macht zuschlägt. Diese dumme, starke, gemeine, hinterlistige, allgegenwärtige Angst.
Ich komme mir naiv vor mit meiner einen geplanten künstlichen Befruchtung im Juli. Was ist schon eine?! Oder meinetwegen zwei?! Man liest von lieben Blogschwestern die bereits fünf oder zehn oder noch mehr Versuche hinter sich haben - erfolglos. Was will ich da mit meiner einen? Das ist doch lächerlich! Ich bin bescheuert.
Gestern Abend hatte ich einen Termin bei Frau K. Der war wirklich, wirklich anstrengend - tat aber sehr, sehr gut. Obwohl ich "nur" rumgelegen habe und obwohl wir "nur" an der Psyche gearbeitet haben war ich danach auch körperlich total erschöpft. Keine Ahnung wieso ich so tief im Loch bin. Eigentlich hatte ich die Hoffnung bis Juli mehr oder weniger leben zu können. Einfach nur leben. Ich hatte es so fest vor. Dinge tun die man schwanger nicht tun kann. Dinge die ich schwanger wohl eher nicht machen würde. Weg gehen und abtanzen zum Beispiel. Oder sich ordentlich beim Sport auspowern. Stundenlang shoppen gehen. Sushi essen... Möglichkeiten und Ideen gäbe es genug.
Aber, und das "beruhigt" irgendwie - Frau K. sagt ich darf mir das alles eingestehen. Ich darf mir eingestehen im Moment nicht optimistisch und gut drauf zu sein. Ich darf mir eingestehen im Moment niedergeschlagen, hoffnungslos und deprimiert zu sein. Ich darf mir eingestehen im Moment die Schnauze voll zu haben. Voll von Allem.
Dafür ist sie optimistisch für uns beide. Sie ist sehr davon überzeugt dass ich mein Baby in den Armen halten werde. Und immer wenn sie mir das sagt muss ich erst Recht heulen. Weil ich mir da überhaupt nicht sicher bin - und sie sich so sehr.
Denn da ist diese scheiß Angst!
Ironischerweise gelingt es mir noch ganz gut das alles zu verstecken. Hinter einer fröhlichen, gut gelaunten, lächelnden Fassade. Meistens jedenfalls. Wer mich sieht würde wohl nie darauf kommen wie es wirklich in mir aussieht. Außer man erwischt mich dann, wenn ich mich unbeobachtet fühle. Oder man schaut mir ganz tief in die Augen. Was zum Glück niemand tut. Außer Frau K. selbstverständlich. Aber sie weiß es sowieso. Meistens besser als ich selbst. Selbsttäuschung? Oder eher Selbstschutz?
Zwischen meinem Mann und mir ist es nicht wirklich schlimm oder stressig oder sowas. Aber eben auch nicht so wie es sein sollte. Es ist irgendwie "neutral", könnte also definitiv schlimmer sein. Viel schlimmer. Aber eben auch besser. Liebevoller. Wohliger. Inniger. Verständnisvoller. Offener.
Er plant mich bei der jedes Jahr stattfindenden, 4-tägigen Motorrad-Tour im Juli mit ein. Ich sage nein, ich kann da nicht mit. Er fragt wieso. Ich sage wegen der künstlichen Befruchtung. Er fragt wieder wieso. Ich sage weil ich danach nicht Motorrad fahren will. Und er fragt wieder wieso.
Früher war es andersrum. Da sagte er dass man schwanger nicht Motorrad fährt. Heute sagt er dass ich dann ja noch nicht schwanger sei. Und ich sage doch, irgendwie schon.
Er will ein Cabrio. Jetzt. Sofort. Ich sage wieso das jetzt sein muss und denke dabei an die Kosten für die künstliche Befruchtung. Er sagt weil er das jetzt will.
Und mir ist das im Moment alles zu viel. Die Motorrad-Tour. Das Cabrio. Die Diskussionen deswegen. Aber das Leben geht weiter, es wartet nicht, man kriegt keine Pause. Daher wische ich mir meine echten Tränen weg, setzte mein falsches Lächeln auf und mache weiter. Immer weiter.
Bis bald
J.B.