Mittwoch, 19. März 2014

Wie sich die Dinge wohl anfühlten wenn sie noch ganz wären?!

Ich. Meine Ehe. Alles.

Trotz der uns auferlegten Pause das pure Drama im Kopf. Die Angst frisst mich auf. Diese ganz bestimmte Angst, dass sich mein Wunsch niemals erfüllt. Diese ganz bestimmte Angst die sich von hinten anschleicht und dann mit aller Macht zuschlägt. Diese dumme, starke, gemeine, hinterlistige, allgegenwärtige Angst.

Ich komme mir naiv vor mit meiner einen geplanten künstlichen Befruchtung im Juli. Was ist schon eine?! Oder meinetwegen zwei?! Man liest von lieben Blogschwestern die bereits fünf oder zehn oder noch mehr Versuche hinter sich haben - erfolglos. Was will ich da mit meiner einen? Das ist doch lächerlich! Ich bin bescheuert.

Gestern Abend hatte ich einen Termin bei Frau K. Der war wirklich, wirklich anstrengend - tat aber sehr, sehr gut. Obwohl ich "nur" rumgelegen habe und obwohl wir "nur" an der Psyche gearbeitet haben war ich danach auch körperlich total erschöpft. Keine Ahnung wieso ich so tief im Loch bin. Eigentlich hatte ich die Hoffnung bis Juli mehr oder weniger leben zu können. Einfach nur leben. Ich hatte es so fest vor. Dinge tun die man schwanger nicht tun kann. Dinge die ich schwanger wohl eher nicht machen würde. Weg gehen und abtanzen zum Beispiel. Oder sich ordentlich beim Sport auspowern. Stundenlang shoppen gehen. Sushi essen... Möglichkeiten und Ideen gäbe es genug.
Aber, und das "beruhigt" irgendwie - Frau K. sagt ich darf mir das alles eingestehen. Ich darf mir eingestehen im Moment nicht optimistisch und gut drauf zu sein. Ich darf mir eingestehen im Moment niedergeschlagen, hoffnungslos und deprimiert zu sein. Ich darf mir eingestehen im Moment die Schnauze voll zu haben. Voll von Allem.
Dafür ist sie optimistisch für uns beide. Sie ist sehr davon überzeugt dass ich mein Baby in den Armen halten werde. Und immer wenn sie mir das sagt muss ich erst Recht heulen. Weil ich mir da überhaupt nicht sicher bin - und sie sich so sehr.

Denn da ist diese scheiß Angst!

Ironischerweise gelingt es mir noch ganz gut das alles zu verstecken. Hinter einer fröhlichen, gut gelaunten, lächelnden Fassade. Meistens jedenfalls. Wer mich sieht würde wohl nie darauf kommen wie es wirklich in mir aussieht. Außer man erwischt mich dann, wenn ich mich unbeobachtet fühle. Oder man schaut mir ganz tief in die Augen. Was zum Glück niemand tut. Außer Frau K. selbstverständlich. Aber sie weiß es sowieso. Meistens besser als ich selbst. Selbsttäuschung? Oder eher Selbstschutz?

Zwischen meinem Mann und mir ist es nicht wirklich schlimm oder stressig oder sowas. Aber eben auch nicht so wie es sein sollte. Es ist irgendwie "neutral", könnte also definitiv schlimmer sein. Viel schlimmer. Aber eben auch besser. Liebevoller. Wohliger. Inniger. Verständnisvoller. Offener.

Er plant mich bei der jedes Jahr stattfindenden, 4-tägigen Motorrad-Tour im Juli mit ein. Ich sage nein, ich kann da nicht mit. Er fragt wieso. Ich sage wegen der künstlichen Befruchtung. Er fragt wieder wieso. Ich sage weil ich danach nicht Motorrad fahren will. Und er fragt wieder wieso.
Früher war es andersrum. Da sagte er dass man schwanger nicht Motorrad fährt. Heute sagt er dass ich dann ja noch nicht schwanger sei. Und ich sage doch, irgendwie schon.

Er will ein Cabrio. Jetzt. Sofort. Ich sage wieso das jetzt sein muss und denke dabei an die Kosten für die künstliche Befruchtung. Er sagt weil er das jetzt will.

Und mir ist das im Moment alles zu viel. Die Motorrad-Tour. Das Cabrio. Die Diskussionen deswegen. Aber das Leben geht weiter, es wartet nicht, man kriegt keine Pause. Daher wische ich mir meine echten Tränen weg, setzte mein falsches Lächeln auf und mache weiter. Immer weiter.

Bis bald

J.B.

14 Kommentare:

  1. Liebe J.B.,

    dein Eintrag berührt mich zutiefst. Ich kann regelrecht fühlen wie es dir gerade geht. Und das tut mir aufrichtig leid.
    Verzweiflung ist wohl mit die schlimmste Gefühlsregung, die wir haben können.
    Ich kenne diese Momente der Hoffnungslosigkeit wirklich sehr gut.
    Es gab eine Zeit in meinem Leben, da fühlte sich nichts - aber auch gar nichts - mehr danach an, dass es gut werden würde.
    Und da bin ich durch finstere Täler geschritten. Und immer diese Verzweifung, die alle Lebensmoleküle zu schlappen Waschlappen machte.
    Und dann wurde es plötzlich finster. Ich konnte das zunächst nicht begreifen, aber das Leben hatte beschlossen sich auch von der Sonnenseite zu zeigen.
    Ich habe aus dieser schlimmsten Zeit der Verzweifelung Eines gelernt: Es wird besser. Immer. Wir müssen nur daran glauben.
    Und deswegen machen wir das jetzt beide. Und alle Anderen, die Mutigen hier unter uns jetzt auch brav: Wir glauben an unsere Wunder. Und dann werden sie wahr.
    Ich stecke mitten in meiner ersten ICSI und glaube weiter, dass es auch die letzte sein kann.
    Und wenn nicht, dann war es eben die vorletzte...oder...oder...ganz egal: Wir lassen uns unsere Wunder nicht nehmen.
    Deine Frau K. glaubt solange du dich etwas erholen musst, an dein Wunder mit. Und ich aus der Ferne mache das nun auch.
    Mein Optimismus ist derzeit in Höchstform. Ich spüre nichts von Hormonen, die meine Seele dunkel verfärben. Zum Glück!
    Es wird für uns WUNDERSCHÖN werden. Dieses äußerst umtriebige Leben hält das für uns bereit!
    Ganz sicher!

    Ich drücke dich aus der Ferne

    Deine Penny

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    1. Danke für's Drücken, danke für deinen Optimismus!! Ich lese was du geschrieben hast und heule. Aber, auch das sagte Frau K.: Das muss alles raus, weinen ist gesund und reinigt die Seele. Daher: Danke!!
      Und ich drücke dir die Daumen! Dass deine erste auch deine letzte ICSI ist und bleibt!
      Von Herzen alles Liebe!

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  2. Liebe J.B.,
    erstmal: ja, EINE künstliche Befruchtung ist nicht viel - aber manchmal, wenn man Glück hat, sogar ausreichend (und glaub mir, ich hätte bis vor kurzem selbst noch steif und fest behauptet, dass das ja sein mag, aber auf MICH garantiert nicht zutrifft). Und besser EINE als KEINE, oder? Eine Chance ist eine Chance ist eine Chance. Und sieh es nicht als in Stein gemeißelt. Man weiß nie so genau, was kommt. Vielleicht macht ihr danach (falls es nicht klappt) ja doch noch eine. Oder zwei. Sieh erstmal nach vorne auf diesen einen Versuch! Alles, was danach kommt, ist solange noch gar nicht so wichtig.
    Was deinen Mann angeht: vielleicht tröstet es dich, dass es bei uns nicht viel anders war (und ist). Meiner hat sich auch - meiner Auffassung nach - wenig darum geschert und nach außen relativ wenig Interesse gezeigt. Manche sind da wohl einfach so. Und auch jetzt benimmt er sich manchmal noch wie die Axt im Walde. Ich kann dir aber trotzdem versichern, dass er sich unheimlich auf unser Kind freut. (Und heimlich ganz viel zur Schwangerschaft und Babys und Kindererziehung im Netz liest.. kicher.) Und ich vermute, deiner wird da nicht anders sein. Vielleicht liegts auch ein wenig daran, dass sie beide schon länger aus dem Alter raus sind, in dem man(n) normalerweise Vater wird? Ich weiß, dass sich meiner wohl früher immer sehr eine Familie gewünscht hat (er ist viel geselliger als ich Einzelgängertier), das aber mit der Zeit ein wenig hinter sich gelassen hat, vielleicht auch, weil die dauerhafte Nichterfüllung dieses Wunsches ihm sonst zu weh getan hätte. Er hat mir gegenüber nie geäußert, wie es ihm eigentlich mit der ganzen Sache geht. Und ich bin mir heute noch nicht sicher, ob ihm die ICSI eigentlich selbst ein Anliegen war, oder ob er das nur mir zuliebe mitgemacht hat. Aber wie gesagt: jetzt freut er sich.
    Und, ja, du darfst niedergeschlagen, hoffnungslos und deprimiert sein. Man kann das nur leugnen, aber nicht verhindern. Wichtig ist, dass man trotzdem das Leben nicht aus den Augen verliert. Und es ist gut, dass du mit Frau K. jemanden an deiner Seite hast, der darum weiß und dich begleitet. Das ist schon viel wert!
    Ich muss dir allerdings auch sagen, dass sich die Probleme mit einer Schwangerschaft nicht unbedingt in Luft auflösen (leider). Zumindest bei mir hat es sich leider so entwickelt, dass es mir im Moment psychisch schlechter geht als vorher. Ich freue mich wahnsinnig auf unser Kind, aber durch die Schwangerschaft haben sich bei mir jetzt so viele neue "Baustellen" aufgetan, dass gerade praktisch gar nichts geht. Und irgendwie kann keiner helfen. Ich fühle mich oft sehr allein.
    Versteh mich nicht falsch - ich möchte dir keine Angst machen oder irgendwas schlecht reden (vielleicht wäre bei dir ja auch wirklich alles wunderbar?), aber mach dir bewusst, dass es selten passiert, dass sich Probleme völlig auflösen. Sie wandeln sich auch manchmal einfach nur, und dann muss man sich wieder neue Strategien ausdenken.
    Nichtsdestotrotz: Ich glaube, du wirst das alles bewältigen (und hey, immerhin besteht doch bei euch die Möglichkeit, dass ihr letztendlich gar keine künstliche Befruchtung braucht! Das ist doch super!), auch wenn der Weg manchmal schwer und endlos erscheint. Gib nicht auf. Irgendwann scheint auch endlich wieder die Sonne. Versprochen.

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    1. Nein, du machst mir keine Angst. Wirklich nicht. Denn du hast vollkommen Recht.
      Trösten tut es mich tatsächlich ein wenig dass dein Mann auch so war / ist. Und es hilft sehr zu lesen dass nicht nur meiner so ist. Ich glaube das kann man gar nicht oft genug lesen und hören! Es mag auch am Alter liegen und eine Art Selbstschutz sein, dass kann ich mir gut vorstellen. Er hatte mit diesem Thema bereits abgeschlossen als wir uns kennen lernten da seine erste Partnerin einfach keine Kinder wollte. Also hat er das schonmal durchgemacht und es ging nicht gut aus für ihn. Daher kann ich es auch verstehen dass er sich da jetzt nicht mit Haut und Haaren drauf einlässt wenn er nicht weiß wie's ausgeht. Das wird mir aber wirklich grade erst bewusst wie ich es aufschreibe. Also danke ich dir für diese Schuppe weniger vor meinen Augen!
      Und dir wünsche ich alles Liebe für deine weitere Schwangerschaft - deinen Blog zu lesen gibt mir jedes Mal Kraft und Hoffnung!! Dankeschön!!

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  3. Liebe J.B.,
    ich kenne das Warten auf den nächsten Versuch auch und weiß genau wie du dich fühlst, man will bis dahin versuchen das Leben einfach nur zu genießen und Dinge tun, die man, wenn man schwanger ist besser nicht tun sollte, aber das ist leichter gesagt als getan. Ich versuche gerade das gleiche, aber immer gelingt es mir nicht. Die Angst, das es nicht klappt mit dem Wunder hört wohl erst auf, wenn wir unser Wunder in den Armen halten und das werden wir eines Tages, daran müssen wir glauben!
    Nimm dir die Sache mit deinem Mann nicht so zu Herzen, das sind Männer und die ticken etwas anders und lenken sich anderes ab, als wir. Es ist zwar schei** wie er sich aufführt, aber sich deswegen auch noch zu stressen ist nicht gut, schließlich hast du den Kopf schon voll genug. In diesem Sinne Kopf hoch, du/ihr schafft das schon! Und hier musst du dich nicht verstellen, wir verstehen dich alle und sind für dich da!
    LG Carina ;-)

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    1. Danke Carina! Ja, wir sitzen hier halt doch alle irgendwie im selben Boot. Ich glaube an unser Wunder sobald ich wieder kann - im Moment glauben zum Glück andere für mich! Und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.
      Ich hätte nie gedacht wie gut es tut hier alles genau so schreiben zu können wie ich es empfinde - und vor allem jedes Mal zu merken: He, du bist nicht alleine da draußen! Das ist wirklich unbezahlbar! Auch wenn ich mir für euch wünsche ich wäre mit meiner Herausforderung alleine, denn das hieße dass sich euer Wunsch für euch alle bereits erfüllt hat. Aber wie Penny sagte: Wir lassen uns unsere Wunder nicht nehmen! Sie kommen. Und zwar alle!

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  4. Liebe J.B.,
    meine lieben Vorrednerinnen haben die Nägel alle schon auf den Kopf getroffen :-)

    Ich kann Dir auch nur sagen, dass diese ganze Kinderwunschmühle eine wahnsinnig nervenaufreibende Sache ist und ich habe das immer völlig unterschätzt!

    Es kommen definitiv wieder bessere Zeiten - das verspreche ich Dir!! Du darfst weinen, jammern, leiden, Dich verkriechen - alles wonach Dir ist!! Und wenn Du all diese Emotionen rausgelassen hast, dann bist Du ausgehungert nach Fröhlichkeit, Unbeschwertheit, Lustigkeit - und diese Zeit genießt Du dann in vollen Zügen.

    Männer sind in solchen Fällen oft keine wirkliche Hilfe - ich kenne das nur zu gut von mir selber! Aber sie können ja irgendwie auch nix dafür ;-)

    Fühl Dich gedrückt und lasse die Emotionen zu!!

    ♥lichst Kitty

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    1. Danke Kitty! Auf die besseren Zeiten freue ich mich - und ganz tief drinnen weiß ich dass sie wieder kommen. Hoffentlich schon bald.
      Und stimmt, irgendwie können sie nix dafür :)
      GLG

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  5. Liebe J.B.,

    solche Gedanken und auch ein solches Tief sind ganz normal! Dein Mann geht damit einfach anders um, denn auch er wird sich Gedanken machen, Ängste und Sorgen haben. Nur irgendwie machen die es eher mit sich selber aus. Ganz wichtig ist, dass du erstmal wieder deine seelische Mitte (heißt das so?) findest und ihr zusammen das Jahr plant! Vielleicht könnt Ihr erst gemeinsam diese Motorradtour machen, danach den KiWu (bzw. die ICSI) angehen und am Ende bekommt er ein Cabrio und DU den Pampersbomber! Ich spreche auch sehr viel mit meiner Therapeutin und sie bringt mein Gedanken-Wirr-Warr immer wieder in eine richtige Richtung.

    Fühl Dich einmal fest in Arm genommen!
    Pippi

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    1. Danke für's in den Arm nehmen und bitte entschuldige dass ich erst heute antworte. Die Motorrad-Tour findet jedes Jahr zu nem festen Zeitpunkt statt, die zu verschieben ist unmöglich da es eine größere Gruppe ist - was auch total schön ist. Ich habe mich mit ihm darauf geeinigt das im Mai / Juni zu diskutieren wenn wir genauere Werte von meinem Progesteron haben. Nützt ja jetzt alles nichts.
      Ja, auch ich muss sagen die Therapeuten sind GOLD wert!
      GLG

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  6. Hey J.B.
    Ich wünsche mir, dass es nur eine Phase ist... Und ja die meisten haben sie schon erlebt - wenn sie kommt, dann immer mit einem Hammer und so überraschend und oft bleibt sie im Hinterkopf.
    Ja und das Thema Männer könnte einen gesonderten Blog füllen... Leider

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Liebe! Halte durch!

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  7. Liebe J.B.
    ich drück dich einfach! Ganz fest! Die Mädels haben eigentlich schon alles gesagt...ich musste oft schlucken, weil sich mein Mann manchmal so unpassend verhalten hat. Momentan wenn du mich fragen würdest: ich würde sagen, steig auf´s Motorrad, verbringt eine schöne gemeinsame Zeit, ein Cabrio - why not...versucht den einen gemeinsamen Weg wieder zu finden...wieso immer planen...was kommt kommt. Und zur Not kann man das Cabrio wieder verkaufen. Aber - wenn das so einfach wäre. Ich denke auch nicht immer so. Auch ich kann deine Verzweiflung direkt spüren und total nachvollziehen...und es tut mir im Herzen weh, dass du gerade so eine schwere Zeit durchmachst. Ich wünsche dir so sehr, dass du bald wieder ein bisschen Frühling in deinem Herzen hast.
    Liebe Grüße

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    1. Auch dir danke ich für deine Worte und für's drücken!
      Mir ist eins klar geworden die letzte Nacht: Es ist weniger das Cabrio an sich - sondern es fühlt sich für mich an wie ein kleiner Verrat. Und das tut mir selber Leid dass es sich so anfühlt - aber ich kann es im Moment nicht ändern.
      Naja, nächste Woche hab ich wieder einen Termin bei Frau K. - wir brauchen ja schließlich Gesprächsstoff ;)
      Nochmal danke! GLG

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